Die vorgefundene Situation beschreibt ein Einfamilienhaus im Wohnhquartier mit dem Potential zur Nachverdichtung. Der qualitativ hochwertige Furterhaus-Systemholzbau aus den frühen 80er-Jahren wurde 1995 um einen Anbau erweitert. Das Programm sieht vor das Einfamilienhaus in ein Haus für zwei Parteien und drei Generationen zu überführen. Mit der Transformation statt dem Totalersatz der Substanz wird dem ökologischen, ökonomischen wie auch dem emotionalen Wert Rechnung getragen.
„Jeder Eingriff bedingt eine Zerstörung, zerstöre mit Verstand und Spass“. Ganz nach den Prinzipen von Luigi Snozzi wird die Erweiterung am Ort der geringfügigsten Zerstörung gedacht. Die bauliche Intervention beschränkt sich, aufgrund eines Bachlaufs und erhaltenswerten Aussenräumen, über der bestehenden Garageneinfahrt. Die Erweiterung im Pfosten-Riegel-System vervollständigt, analog dem Bestand, die fehlende Ecke des Volumens.
Im Erdgeschoss wird der ursprüngliche Umgang um den Treppenkern wiederhergestellt. Die Küche und die Nasszelle schliessen an den Kern an und spielen die Fassaden frei. Diese Typologie wird auch in der neuen Wohnung angewandt. Sichtbezüge um den Kern schaffen grosszügige, räumliche Qualitäten. In den Obergeschossen wird die Kammerstruktur des Bestandes den neuen Anforderungen angepasst.
Die nordseitige Schmetterlingsgaube ist als prägnanter Eingriff in der Substanz erkennbar, verbindet die bestehende mit der neuen Dachfläche und belichtet das Bad sowie die Innentreppe. Die Fassadenergänzung führt das Öffnungsprinzip des Bestandes fort. Die Felder zwischen Pfosten und Riegel sind mit Glas oder Täfer ausgefacht. Farbschichten, die sich durch mehrere Renovierungen angesammelt haben, sind mittels Sandstrahlen abgetragen. Die Gegensätze von rauen, sandgestrahlten bestehenden Holzelementen und glatten, gehobelten Ergänzungen kontrastieren sich haptisch, verbinden sich aber in ihrer Farbgestaltung.
Die Narration des Vorgefundenen aufgreifen und weitererzählen, ohne dessen Charakter zu überschreiben, zeigt eine Chance auf ein Quartier nachzuverdichten. Zusammenrücken und doch die Qualitäten der eigenen Wohnung beibehalten, ein Mehrgenerationenhaus.
Bauherrschaft: Privat
Bauleitung: raumfacher architekten gmbh
Holzbauingenieur: Rigi Holzplan
Bauingenieur: HSK Ingenieur AG
Holzbau: Beeler Holzbau GmbH